You are currently viewing Kochdüfte öffnen Herzen – Wie gemeinsam Kochen uns verbindet

Kochdüfte öffnen Herzen – Wie gemeinsam Kochen uns verbindet

So vielfältig die Geschmäcker der Weltküche sind, so divers sind auch wir Menschen. Doch eins verbindet uns – wir alle brauchen und lieben das Essen.
Eine der Aktivitäten, die wir unseren Tandems vorschlagen ist es, gemeinsam zu kochen und im Anschluss das Gekochte zu geniessen. Es kann sehr spannend und aufregend sein, die Rezepte, Zubereitungsweisen, Aromen und Geschmäcker einer anderen Kultur hautnah mitzuerleben. Doch gemeinsam zu kochen und zu essen bedeutet viel mehr als das.

Essen und Erinnerung

Erinnerst du dich an das Lieblingsessen aus deiner Kindheit? An das tröstende und heilende Gericht, was für dich gekocht wurde, wenn du krank oder traurig warst? Oder erinnerst du dich an den Duft von Vanille-Gipfeli, Glühwein und Tannennadeln an Weihnachten? Gerüche sind besonders gut darin, uns an etwas weit Vergangenes zu erinnern. Und das ist nicht zufällig, da das Geruchszentrum im Gehirn stark verbunden ist mit dem Areal, wo Erinnerungen gespeichert werden.

Die Gerichte, die Erinnerungen hervorbringen, können sehr individuell sein. Für den einen sind Röschti oder Gerstensuppe das ultimative Comfort-Food der Kindheit, für den anderen Borscht, Foul, Congee, Kichdi oder Miso Suppe. Jedoch sind das Gefühl und die Erinnerung an Geborgenheit sehr universal, wenn man den dampfenden und duftenden Teller vor sich hat. Gemeinsam haben diese Rezepte, dass sie den Bauch und die Seele wärmen. Essen ist mehr als Nährstoffe und Energie für den Körper. Es ist Erinnerung, Heilung, kulturelle Identität, Verbindung. Beim gemeinsamen Kochen können wir diese verbindenden Elemente des Essens miteinander teilen. Wir können neue Zubereitungsarten und Gaumenfreuden erforschen, Geschichten über bestimmte Gerichte erfahren und vor allem in die Gefühle und Erinnerungen von dem Menschen eintauchen, der gerade sein Lieblingsgericht mit uns teilt. Während wir nebeneinander Gemüse schnippeln, eröffnet sich eine ideale Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen.

Gemeinsam Kochen als verbindendes Ritual

In unserer beschleunigten Welt wird es leider immer seltener, sich für das gemeinsame Kochen und Essen ausführlich Zeit zu nehmen. Abgesehen davon, dass Kochen im vollen Alltag möglichst schnell und unkompliziert gehen soll, sind wir oft sogar beim Essen abgelenkt.

Doch in der Vergangenheit war Kochen oft eine Gelegenheit zur Begegnung. Bohnen zu schälen, Manti oder Dumplings zu füllen oder Weinblätter zu drehen macht gemeinsam viel mehr Spass als allein. Früher haben sich an vielen Orten die Frauen im Dorf getroffen, haben gemeinsam gekocht und geplaudert, ihre Sorgen aufeinander abgeladen und somit wurde die Küche zu einem offenen Begegnungsraum. Jedoch war die Küche für lange Zeit ein Gebiet der Frauen. Das hat sich zum Glück mittlerweile stark verändert und auch Männer bewegen sich souverän zwischen den Töpfen umher. Doch wovon wir aus dieser Vergangenheit lernen können, ist das verbindende Ritual des gemeinsamen und ausgiebigen Kochens und Plauderns.

Es ist kein Zufall, dass in jeder Kultur besondere Ereignisse und Feste immer mit Essen verbunden sind. Das Fastenbrechen nach Ramadan, der Weihnachtsbraten, der Lieblings-Geburtstagskuchen oder besondere Gerichte, die nur für Hochzeiten zubereitet werden, sind einige davon. Viele Rezepte und Kochkulturen sind auch schon zum immateriellen UNESCO Welt Kulturerbe deklariert, und somit wird Kulturbegriff von UNESCO auf gelebte Rituale und bewahrte Rezepte erweitert, die genauso bedeutend für eine kulturelle Identität sind wie historische Monumente.

Kochen als Teamarbeit

Zusammen zu kochen erfordert Teamarbeit und schweisst auch mehr zusammen. Gemeinsam erlebte Herausforderungen und Erfolge fördern bekannterweise das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wer schnippelt die Zwiebeln? Was ist das beste Timing, um den Reis zu kochen? Welche Zutat könnte dazu passen? Eine gute verbale und nonverbale Kommunikation ist notwendig, um das perfekte Gericht zu erzielen. Und nach der geleisteten Arbeit kann sich das Kochteam zurücklehnen und es sich schmecken lassen!

Auch für die Dynamik des Tandems kann gemeinsames Kochen förderlich sein. Mentees sind in einem Tandem meistens in der nehmenden Rolle, indem sie von ihren Mentor:innen unterstützt werden oder etwas erklärt bekommen. Gemeinsam zu kochen ist die perfekte Gelegenheit für die Mentees, auch mal die Rolle der Experten einzunehmen, etwas zurückzugeben und ihren Mentor:innen ein Stück von ihrer Welt nicht nur zu erklären, sondern erlebbar und schmeckbar zu machen. Wie bekannt, werden die besten Rezepte von Generation zu Generation weitergegeben und jede Familie hat ihre Geheimzutat, die dem Gericht einen einzigartigen Charakter gibt. Wer weiss, wie viele solcher Schätze ihr euch im Tandem gegenseitig schenken könnt? Also zieht eure Kochschürzen an und schwingt die Löffel!

Quellen

  1. The benefits of cooking together
  2. Speisen UNESCO Weltkulturerbe

Schreibe einen Kommentar