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Der Klimawandel beeinflusst uns alle – auch Migrationsbewegungen?

Manchmal ist es schon überfordernd. Ständig hört man in den Nachrichten von neuen Katastrophen und Krisen. Viele dieser aktuellen Krisen hängen zusammen oder überlappen sich, wie zum Beispiel Migration und Klimawandel. Aber wie wirkt sich der Klimawandel auf Migrationsbewegungen aus?

Auswirkungen des Klimawandels

Diese Karte zeigt die Auswirkungen des Klimawandels in verschiedenen Regionen der Welt.

Auswirkungen auf Migrationsbewegungen​

Eine Familie muss ihre Heimat verlassen, weil es aufgrund des Klimawandels häufiger Dürreperioden gibt und das zu Ernteausfällen führt. In einer anderen Region müssen Menschen migrieren, da der Meeresspiegel ansteigt und sie an ihrem Heimatort keine Perspektive mehr haben.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Migrationsbedingungen sind sehr komplex. Es kommen immer ökonomische, politische, kulturelle und demografische Faktoren zusammen, auf die dann Klimafaktoren einwirken. Die Entscheidung von Menschen, ihre Heimat zu verlassen, hängt daher meistens von mehreren Faktoren ab und selten «nur» von Umweltgründen¹’². Oft wirken politische Instabilitäten oder Fehlplanungen der Regierungen auf die Entscheidung mit ein³. Auch spielt eine Rolle, wie die Bevölkerung auf Veränderungen vorbereitet wird und ob Adaptionsmassnahmen umgesetzt wurden.

Prognosen

Durch die Komplexität des Themas sind sich Wissenschaftler:innen nicht einig über eine einheitliche Definition von Umweltmigration⁶. Daher herrscht auch eine grosse Unsicherheit über die Prognosen der Anzahl von Umweltmigrant:innen. Schätzungen liegen zwischen 25 Mio. und 1 Mrd. internationale- sowie Binnenmigrant:innen bis 2050⁶ (Binnenmigration= Migration innerhalb des Heimatlandes). Die Nutzung der Zahlen ist häufig von Interessen geleitet, um für den Umweltschutz zu werben oder andererseits Angst vor Einwanderung zu schüren².

Die Flucht gelingt nicht jedem

Abseits von Diskussionen darüber, wer und wie viele Menschen aufgrund des Klimawandels migrieren müssen, kann man sagen, dass der Klimawandel einerseits den Anreiz, die eigene Heimat zu verlassen, verstärken kann. Andererseits können dadurch aber auch die Möglichkeiten vermindert werden, dies zu tun. Oft können sich Menschen, die dem Klimawandel am vulnerabelsten gegenüber sind, nicht leisten zu migrieren. Dadurch sind sie besonders gefährdet⁴. Lässt sich daraus nicht schlussfolgern, dass ein effektiver und nachhaltiger Klimaschutz auch die Anzahl von Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, vermindert? Beispielsweise kostet Europa die Heimatüberweisung der Migrant:innen in das subsaharische Afrika etwa 40 Milliarden Dollar jährlich. Es könnte viel erreicht werden, würden diese Gelder nachhaltig investiert werden⁸. Da beispielsweise der Meeresspiegel nicht von heute auf morgen steigt, ist eine Anpassung an die veränderten Bedingungen möglich, wenn sie gut geplant wird.

Was wir tun können

Mir macht das Hoffnung, und auch dass es bereits viele Lösungsmöglichkeiten gibt und vor allem auf regionaler Ebene schon viele Projekte umgesetzt werden. Auch stimmt es mich zuversichtlich, dass es viele Menschen gibt, die etwas ändern wollen und sich engagieren und einsetzen. Auch wenn es nur kleine Schritte sind. Jeder führt zu einer Verbesserung und viele kleine Schritte werden ja auch irgendwann zu grossen Schritten.

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Quellen

  1. Hillmann, F. (2016). Migration: Eine Einführung aus sozialgeographischer Perspektive (Bd. 4). Franz Steiner Verlag.
  2. Freytag, T., Gebhardt, H., Gerhard, U. & Wastl-Walter, D. (2016).Humangeographie kompakt. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-44837-3
  3. Black, R., Bennett, S. R., Thomas, S. M. & Beddington, J. R. (2011). Migration As Adaptation. Nature (478(7370), 447–449. https://www.nature.com/articles/478477a
  4. Scheffran, J. (Hrsg.). (2017). Hamburger Symposium Geographie: Band 9. Migration und Flucht zwischen Klimawandel und Konflikten. Institut für Geographie der Universität Hamburg.
  5. Aßheuer, T. (2014). Klimawandel und Resilienz in Bangladesch: Die Bewältigung von Überschwemmungen in den Slums von Dhaka (1. Aufl.). Franz Steiner Verlag. https://elibrary.steiner-verlag.de/book/99.105010/9783515107983
  6. Wehrhahn, R. & Le Sandner Gall, V. (2016). Bevölkerungsgeographie (2. Aufl.). Geowissenschaften kompakt. WBG. http://www.content-select.com/index.php?id=bib_view&ean=9783534720392
  7. Biermann, F. (2001). Umweltflüchtlinge. Ursachen und Lösungsansätze. Aus Politik und Zeitgeschichte, 12, 24–29. https://www.bpb.de/apuz/26382/umweltfluechtlinge-ursachen-und-loesungsansaetze?p=all

8. Ionesco, D., Mokhnacheva, D., & Gemenne, F. (2017). Atlas der Umweltmigration. oekom verlag.

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